08.12.2021

In Erinnerung an Rudolf Reinhardt

Im Laufe seiner Schauspielerkarriere hat Rudolf Reinhardt auf zahlreichen Bühnen gestanden. Insbesondere in Thüringen war er über viele Jahre zu erleben: in Meiningen, Erfurt und vor allem bei uns am Haus, wo er zuletzt in den 1990er Jahren in der legendären Produktion »Das Ballhaus« mitgewirkt hat. Nach langer Krankheit ist der gebürtige Berliner nun am 25. November 2021 im Alter von 93 Jahren verstorben.

Rudolf Reinhardt stammte aus einer Theaterfamilie. Seine Eltern waren Schauspieler, der Großvater Rudolf Fuchs gehörte zu den Stars im Meininger Ensemble von Herzog Georg II. und seine Großmutter trug den Titel einer Königlichen Hofopernsängerin in München.

Nach Stationen in Stendal, Karl-Marx-Stadt, Frankfurt/Oder und Senftenberg wurde Reinhardt 1959 ans DNT Weimar engagiert. Hier eroberte er in den 1960er Jahren das Publikum mit seiner meisterhaften Interpretation von Brechts Arturo Ui und spielte mit großem Erfolg den Schurken Autolycus in Shakespeares »Wintermärchen« (beide in der Regie von Fritz Bennewitz). Ab 1966 folgten Engagements in Meiningen, Erfurt, Rostock und Greifswald bevor er 1981 wieder ins Weimarer Ensemble wechselte, dem er bis 1994 fest angehörte und bis 1996 als Gast verbunden blieb.

Rudolf Reinhardt verfügte über eine außergewöhnliche Wandlungsfähigkeit, mit der er unzählige Charaktere und unterschiedlichste große und kleine Figuren mit Leben erfüllte, darunter in seiner am DNT u. a. auch den gewitzte Diener Jacques in Diderots »Jacques und sein Herr«, den Narr in Shakespeares »Was ihr wollt«, Luigi in Aldo Nicolajs »Sommer im Winter« oder den Hakenfingerjakob in Brechts »Dreigroschenoper«. Seine Lieblingsrolle aber war der Hauptmann von Köpenick, dessen tragische wie komische Momente er in einer Inszenierung am Theater Greifswald auf ganz besondere Weise traf.

In diesen und anderen Rollen bleibt Rudolf Reinhardt allen in Erinnerung, die ihn kannten und auf der Bühne erlebt haben.

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Szenenfoto aus der Inszenierung »Jacques und sein Herr« mit Rudolf Reinhardt als Jacques und Ralf-Peter Schulze als Herr // 
©  Günter Dietel