© Bundesarchiv, Bild 102-14597 / Georg Pahl / CC-BY-SA 3.0
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»Der Abschied im Staub hält uns mit euch zusammen«

Zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 76 Jahren und an die Bücherverbrennung 1933

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg, die verheerendste Katastrophe des 20. Jahrhunderts, ausgelöst durch das faschistische Deutschland. In diesem Jahr jährt sich dieses Datum zum 76. Mal. Immer noch gibt es genügend Stimmen, die die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus ad acta legen oder ganz und gar aus dem Gedächtnis streichen wollen. Aber Erinnerung und Gedenken sind lebenswichtig, weil aus ihnen die Verantwortung für Gegenwart und Zukunft erwächst. Und deshalb soll, wenn des 8. Mais 1945, also des Endes von Krieg und Faschismus gedacht wird, auch an den 10. Mai 1933 erinnert werden. An jenen Tag, an dem auf deutschen Scheiterhaufen Bücher und Schriften demokratischer deutschsprachiger Autorinnen und Autoren brannten, die zumeist jüdischer Herkunft waren.

Vor 100 Jahren, 1921, erschien ein erster Gedicht-Band einer noch jungen deutsch-jüdischen Dichterin, der es wie vielen Autor*innen ihrer Generation ergehen wird: Sie sieht am 10. Mai 1933 ihre Bücher in Flammen aufgehen. Es war dies mehr als nur ein unheilvolles Vorzeichen und gipfelte in dem, was Heinrich Heine bereits 1820 prognostiziert hatte: »Das war ein Vorspiel nur. Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.« Der jungen Dichterin, Nelly Sachs ist ihr Name, wird die Flucht aus Deutschland gelingen, ihr Werk aber wird zeitlebens ganz im Zeichen der Erschütterung über den Holocaust stehen und Zeile für Zeile nach einer Ausdrucksform für das Trauma suchen.

Das DNT erinnert mit ihrem Text »Chor der Geretteten« aus dem Jahr 1946 stellvertretend für die vielen zum Schweigen verurteilten literarischen Stimmen an beide geschichtlichen Ereignisse, die zeitlich so dicht beieinander liegen.

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