Candy Welz
30.09.2020

»Lanzelot« ist Wiederentdeckung des Jahres

In der diesjährigen Kritikerumfrage im Jahrbuch der Fachzeitschrift »Opernwelt« gab es in der Rubrik »Wiederentdeckung des Jahres« ein klares Votum für Paul Dessaus Oper »Lanzelot« in der Koproduktion von DNT Weimar und Theater Erfurt: Eine weitere Anerkennung und Auszeichnung für die aufwendige Ausgrabung, die unter der musikalischen Leitung von Dominik Beykirch und in der Regie von Peter Konwitschny realisiert wurde.

 

»Dies ist eine wichtige Bestätigung der gesamten Arbeit an dieser Oper. Ohne an Relevanz für unsere gegenwärtige Lebenswelt verloren zu haben, hat sich das Werk nach einem halben Jahrhundert als gültig und zeitgemäß erwiesen«, betont Generalintendant Hasko Weber. »Ich freue mich also sehr und danke noch einmal allen Beteiligten, besonders unserem Kooperationspartner dem Theater Erfurt, dem Regie-Team um Peter Konwitschny und dem musikalischen Leiter Dominik Beykirch.«

 

Paul Dessaus monumentales Musiktheaterwerk, das 29 Solorollen, eine umfangreiche Chorpartie und einen gigantischen Orchesterapparat inklusive enormem Schlagwerkinstrumentarium vereint, war am DNT Weimar Ende November 2019 nach fast 50 Jahren erstmals wieder aufgeführt worden. Publikum und Fachwelt feierten die Inszenierung in der Ausstattung von Helmut Brade, die außerordentliche künstlerische Leistung der rund 240 Mitwirkenden auf der Bühne und im Orchestergraben sowie nicht zuletzt die Oper selbst. In der Verbindung von Heiner Müllers vielschichtigem Libretto und Dessaus klangfarbenreicher, bissiger und überaus theatertauglicher Musik hat sich das Werk als absolut entdeckenswert erwiesen und angesichts seiner gesellschaftskritischen Aspekte nichts an Aktualität verloren. Das unterstreicht auch Jürgen Otten in seinem Resümee der Spielzeit 2019/2020 im Jahrbuch der Opernwelt (erschienen am 30.9.2020) mit Blick auf diese Wiederentdeckung: »Dessaus drittes und letztes Musiktheater ist ein Werk der Opulenz, des Übermaßes, der grellen Überblendungen, herben Konflikte und spitzfindigen Allusionen, das in der Inszenierung des darin geübten Peter Konwitschny seine Doppelbödigkeit bewahrte und auf kongeniale Weise Bezüge zwischen der DDR der 1960er-Jahre und dem Deutschland von heute herzustellen vermochte«.