15.03.2019

Abschied von Ehrhard Warnecke

Wir trauern um unseren langjährigen Operndirektor Ehrhard Warneke, der am 11. März 2019 im Alter von 85 Jahren verstorben ist.
»Wir haben die große Chance, mit Oper etwas zu bewegen, wieder Empfindungen für Ideale wecken zu können in einer Zeit, in der die Gefahr besteht, auch menschliches Zusammenleben zu materialisieren, und das Verantwortungsgefühl für den anderen zu verlieren.« Von diesem Gedanken war das künstlerische Wirken Ehrhard Warnekes getragen, der fast drei Jahrzehnte lang das Profil des Musiktheater-Ensembles und den Spielplan unseres Hauses geprägt hat. Er begriff Oper nicht als elitäre Angelegenheit, sondern wollte in seinen Arbeiten Gegenwärtiges im Vergangenen aufspüren und nachwirkende Erlebnisse für das Publikum schaffen. Allein in Weimar entstanden 56 lebendige, spannende, berührende und unterhaltsame Inszenierungen, die sein tiefes musikalisches Verständnis und sein Interesse am Verhältnis der Menschen untereinander widerspiegelten. In meisterhafter Personenregie zeichnete er große wie kleine Charaktere treffend, humorvoll und mit viel Liebe zum Detail. Dabei hat sich Ehrhard Warneke als einfühlsamer Regisseur des klassischen Repertoires, vor allem aber als Entdecker und experimentierfreudiger Interpret zeitgenössischer Musiktheaterwerke einen Namen gemacht – auch über Weimar hinaus u.a. in Berlin, Leipzig, Oslo, Bratislava und Sendai.

Neben seiner Regietätigkeit lag ihm der künstlerische Nachwuchs sehr am Herzen. Er förderte junge Sänger*innen, vertraute ihnen bereits auch große Partien an und ermöglichte ihnen, sich innerhalb des Ensembles zu entwickeln. Zudem gab er seine Erfahrungen und sein Wissen im Rahmen von Lehraufträgen und Professuren an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar sowie in Oslo und Tsuyama weiter.
Nach seinem Abschied blieb Ehrhard Warneke seinem DNT als interessierter und kritischer Besucher verbunden, verpasste kaum eine Premiere bis ihm dies aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich war. Als er vor fast 50 Jahren nach Weimar kam, ahnte der gebürtige Leipziger wohl kaum, dass er mit seiner neuen künstlerischen Wirkungsstätte zugleich eine zweite Heimat gefunden haben würde. Am vergangenen Montag ist er hier im Alter von 85 Jahren verstorben.

Ehrhard Warneke, geboren am 17. Januar 1934, studierte nach Abschluss seines Orchestermusik-Studiums (Trompete) in Leipzig Musiktheaterregie in Berlin. Nach ersten Stationen in Chemnitz und Meiningen holte ihn Harry Kupfer 1970 als Oberspielleiter ans DNT, wo er als dessen Nachfolger von 1972 bis 1999 als Operndirektor engagiert war. Neben »Klassikern« des Opernrepertoires wie den »Meistersingern« (1977), »Lohengrin« (1980), »Tannhäuser« (1988), »Zauberflöte« (1983), »Aida« (1979), »La Bohème« (1985), »Salome« (1987) oder »Peer Gynt« (1992) machte sich Ehrhard Warneke besonders um Werke des zeitgenössischen Musiktheaters verdient. So erlebten u.a. in seiner Regie »Lewins Mühle« (Udo Zimmermann, 1973), »Fiesta« (Robert Hanell, 1974), »Omphale« (Siegfried Matthus, 1976), »Der Mantel« (Gerhard Rosenfeld, 1978), »Das Chagrinleder« (Fritz Geißler, 1981), »Der zerbrochene Krug« (Viktor Ullmann, 1996) und »Caroline« von (Michael Obst, 1999) ihre auch international vielbeachtete Uraufführung. Am DNT inszenierte er zuletzt 2001 Hindemiths »Mathis der Maler«. Seine künstlerische Arbeit wurde mit verschiedenen Kunst- und Regiepreisen gewürdigt.