© Dirk von Nayhauß
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Weimarer Reden 2018

Und morgen regieren wir uns selbst // Hans-Joachim Maaz – Ausstieg aus dem falschen Leben

»Falsches Leben wird von falschem Selbst generiert. Selbstentfremdungen geschehen in der frühen Entwicklung durch Mütterlichkeits- und Väterlichkeitsstörungen. Beziehung ist besser als Erziehung. Bindung ist wichtiger als frühe Bildung. Eine Mehrzahl selbst- entfremdeter Menschen bildet eine gesellschaftliche ›Normopathie‹, in der das Gestörte nicht mehr wahrgenommen wird, weil eine Mehrheit so denkt und handelt. Auf diese Weise werden schwerste gesellschaftliche Fehlentwicklungen möglich, wie der deutsche Nationalsozialismus, der DDR-Sozialismus und heute die narzisstische Gesellschaft mit destruktiven Folgen für Klima, Umwelt, soziale Konflikte, Kriege und Migration. Wir brauchen Visionen für eine andere Lebensform. Auf diesem Weg sind alle Andersdenkende, Kritiker und Protestler wichtigste Initiatoren. Die Demokratie überlebt nur, wenn Kritik nicht mehr diffamiert, sondern verstanden und konstruktiv aufgenommen wird. Der Mainstream wird zur Gefahr, nicht der Protest.«

Hans-Joachim Maaz (*1943), studierte Humanmedizin und qualifizierte sich zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychoanalyse. Von 1980 bis 2008 leitete er als Chefarzt die Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik im Diakoniewerk Halle (Saale) und war über viele Jahre Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für analytische Psychotherapie und Tiefenpsychologie. Seit 2000 ist er Vorsitzender des »Choriner Instituts für Tiefenpsychologie und psychosoziale Prävention e.V.«, seit 2014 auch Vorsitzender der von ihm mitgegründeten »Hans-Joachim Maaz-Stiftung Beziehungskultur«. Hans-Joachim Maaz veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter »Gefühlsstau« (1990) »Die Liebesfalle« (2007), »Die narzisstische Gesellschaft« (2012) und zuletzt »Das falsche Leben« (2017). Daneben meldet er sich immer wieder zur gesellschaftlichen Situation in Deutschland zu Wort und bezieht in Schriften, Vorträgen, aber auch in Funk und Fernsehen zur aktuellen politischen Lage Position.

Moderation: Liane von Billerbeck

 

Andrea Ypsilanti
Und morgen regieren wir uns selbst
04.03.2018, 11 Uhr, Großes Haus

Heiner Flassbeck
Wer regiert Europa und die Weltwirtschaft?
11.03.2018, 11 Uhr, Großes Haus

Hans-Joachim Maaz
Ausstieg aus dem falschen Leben
18.03.2018, 11 Uhr, Großes Haus

20% Ermäßigung beim Kauf von Karten für alle drei Reden. (Gilt nur beim Kauf an der Theaterkasse)

 

Und morgen regieren wir uns selbst

In den ersten 100 Tagen nach einer Wahl wird oft Bilanz gezogen, um neue Tendenzen im Regierungshandeln auszumachen. Diesmal braucht es deutlich mehr als 100 Tage nach der Bundestagswahl, in der erstmals eine rechtspopulistische Partei nennenswerte Erfolge erzielte, um die Regierungsverantwortung zu klären. Dabei gelten freie Wahlen für alle seit 100 Jahren in Deutschland als große Errungenschaft und zugleich als Garant für Demokratie. Doch reicht unser parlamentarisches System aus, um Demokratie zu schaffen? Gibt es hierfür weitere wichtige, bisher – nicht nur in Deutschland – unerfüllte Voraussetzungen? Philipp Blom, dessen Buch »Was auf dem Spiel steht« eine scharfsichtige, wachrüttelnde Zeitanalyse ist, schreibt darin: »Demokratie als produktives, Frieden schaffendes Hirngespinst, als kollektive Fiktion, die nur Bestand hat, solange sie in Handlung übersetzt wird, scheint erschreckend fragil.« Hinter dieser Feststellung verbirgt sich ein Aufruf. Wenn uns dieses fragile Hirngespinst etwas bedeutet, müssen wir uns dafür engagieren; müssen genau deshalb als Einzelne und als Gesellschaft mehr Demokratie wagen.

100 Jahre nach der Novemberrevolution in Deutschland werden sich die Weimarer Reden diesen Fragen stellen.

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