© Jakob Weber
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  • Großes Haus

Weimarer Reden 2024

»Flüchtige Wahrheiten« // Dirk Oschmann

»Die Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners«, hat der Kybernetiker Heinz von Foerster gesagt. Eine gehörige Portion Skepsis sollte also immer mitschwingen, wenn jemand behauptet, im Besitz gültiger Wahrheiten zu sein. Die meisten Menschen haben schließlich die Erfahrung gemacht, dass das, was als wahr gilt, grundsätzlich in Frage gestellt werden kann. Zum Beispiel weil sich Bedingungen ändern oder ein unerwarteter Erkenntniszugewinn die Blickwinkel verschiebt.

Und gerade in der Gegenwart hat sich das Vexierspiel von ›wahr und unwahr‹, ›falsch und richtig‹ um ein Vielfaches beschleunigt. Insofern trifft das Spielzeitthema des DNT »Flüchtige Wahrheiten«, das zugleich Motto der diesjährigen Ausgabe der Weimarer Reden sein soll, ins Zentrum einer aufgeregten Debatte, die versucht, ›Fake‹ von ›Wahrheit‹ zu trennen und Gültiges zu formulieren.

Der Literaturwissenschaftler Dirk Oschmann hat mit seinem Buch »Der Osten: eine westdeutsche Erfindung« eine heftige Diskussion über die westdeutsche Wahrnehmung des Ostens entfacht: ›Demokratiefeindlichkeit‹ oder ein ›Hang zu Verschwörungsmythen‹ sind zwei Begriffe, unter denen ›ostdeutsche Denkungsart‹ gern aus westdeutscher Perspektive zusammengefasst wird. Oschmann unterzieht jedoch diese und viele andere Thesen über ›den Osten‹ einer genauen Untersuchung. Denn allein die Betrachtung der konkreten Eigentums- oder Partizipationsverhältnisse verweisen auf die unbearbeiteten Verwerfungen des deutsch-deutschen Vereinigungsprozesses und die Abwertungserfahrung, die viele Menschen in dem Teil des Landes geprägt hat. Die Aufforderung an Politik und Gesellschaft, sich diesen Tatsachen ehrlich zu stellen, ist ein Anliegen des Buches. Denn, so lautet eines der vorangestellten Zitate: »Alle verschwiegenen Wahrheiten werden giftig.« (Friedrich Nietzsche)

Sind Wahrheiten immer flüchtig und die Suche danach »mission impossible«? Die Weimarer Reden werden darauf keine eindeutige Antwort geben, aber wie jedes Jahr hoffentlich interessante Denkanstöße

WEITERE TERMINE

Kenza Ait Si Abbou
3.3.2024, 11 Uhr, Großes Haus

Carsten Brosda
10.3.2024, 11 Uhr, Großes Haus

Die Journalistin und Autorin Liane von Billerbeck wird die Veranstaltungen wie in den letzten Jahren als Moderatorin begleiten.

Kombiticket für alle drei Reden 29,10 € (Gilt nur beim Kauf an der Theaterkasse)

Die Weimarer Reden sind eine gemeinsame Veranstaltung mit der Stadt Weimar, kuratiert von Angela Egli-Schmidt und Beate Seidel.

         

Die diesjährige Ausgabe unterstützen als Hauptsponsoren die Thüringer Netkom GmbH und die Weimarer Wohnstätte GmbH. Wir danken dem Dorint Hotel Weimar für die Unterbringung der Redner*innen. Medienpartner sind die Thüringische Landeszeitung und MDR Thüringen.

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