»Regisseurin Swaantje Lena Kleff (belässt) die gesamte Handlung in einer bunten Kunstwelt. Die lässt sich am ehesten mit ›Camp‹ beschreiben - künstlich, überpointiert, übertrieben. (…) Das kommt gut an, ist sehr unterhaltsam, und das ist auch gut so. (Man) kann (…) zum Beispiel die starken Frauen entdecken, das bietet das Stück bereits im Original an, aber es wird in Weimar besonders betont. Beatrice etwa ist eine starke Frau, die – als Mann verkleidet – um ihren Geliebten Florindo kämpft. Oder Smeraldina, eine Zofe, die lange ganz naiv wirkt, die Truffaldino umgarnt – aber als der sie einmal verrät, lässt sie ihn demonstrativ sausen und erhält Szenenapplaus dafür. Auf der anderen Seite steht Pantalone, der seine Tochter Clarice im Grunde meistbietend verschachern will. Der wird zusätzlich dadurch charakterisiert, dass er den halben Abend frauenfeindliche Witze erzählt. Und zwar ausgerechnet der als Mann verkleideten Beatrice – ›unter Männern‹, sozusagen. Beim Lachen über diese Witze bemerkt man unweigerlich, wie schmal der Grat ist zu Herabwürdigung oder Diskriminierung. Das ist raffiniert gemacht, weil überhaupt nicht belehrend.
Der Abend ist handwerklich und schauspielerisch überwältigend (und) auch musikalisch. (…) Es wird gequietscht und gekreischt, gerannt und gestürzt, es wird lustvoll in das Bällebad gesprungen, es wird in Slow Motion gespielt – alle auf der Bühne geben richtig Gas, toben sich aus.«
(MDR Kultur, 17.6.2023, Matthias Schmidt)
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»Swaantje Lena Kleffs Inszenierung wühlt und wirbelt (die neun Archetypen) für ein grellbuntes turbulentes Sommertheater-Vergnügen am Weimarer E-Werk gehörig auf, auf dass sie wilde Wellen schlagen und das Publikum mit guter Laune vollspritzen. (…) Die Aufführung stürzt derweil – sukzessive und subversiv – die eitlen Gockel vom Sockel, gesteht aber Frauenfiguren mehr Fallhöhe zu. (…) Nach unter Sonnenbrandgefahr abgehaltenen Probenwochen fiel ein Wolkenbruch ausgerechnet direkt vor die dann zunächst latent verregnete Premiere. Deren Feuchtigkeit rührte am Ende aber eher von Lachtränen her.«
(TA/TLZ, 19.6.2023, Michael Helbing)
- Swaantje Lena Kleff (Regie)
- Philip Rubner (Bühne)
- Friederike Lettow (Kostüme)
- Ludwig Peter Müller (Live-Musik)
- Eva Bormann (Dramaturgie)
- Isabel Tetzner (Beatrice Rasponi, reist als Federigo Rasponi)
- Martin Esser (Florindo Aretusi, ihr Amant)
- Janus Torp (Truffaldino, Diener der Beatrice und des Florindo)
- Nahuel Häfliger (Pantalone de‘ Bisognosi)
- Annelie Korn (Clarice de‘ Bisognosi, seine Tochter)
- Johanna Geißler (Dottoressa Lombardi, Silvios Mutter)
- Calvin-Noel Auer (Silvio Lombardi, ihr Sohn)
- Bastian Heidenreich (Brighella, ein Wirt)
- Nora Quest (Smeraldina, eine Zofe)
- Fabian Hagen (Der Bademeister)
- Ludwig Peter Müller (Live-Musik)