© Candy Welz
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© Andreas Schlager
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  • Großes Haus
  • Premiere 21.01.2023
  • Stückdauer 3 Std. 0 Min.

Der Silbersee – ein Wintermärchen

Schauspieloper von Kurt Weill und Georg Kaiser

Mitreißender Kleinstadtthriller über die Entzweiung und Versöhnung eines Kriminellen und eines Polizisten: Der unverhofft zu Reichtum gekommene Landjäger Olim pflegt den von ihm angeschossenen Räuber Severin in einem eigens dafür erworbenen Schloss gesund. Zugleich will sich dessen Vorbesitzerin Frau von Luber ihren einstigen Besitz wieder unter den Nagel reißen, wofür sie allerdings auf den Unfrieden dieser sogenannten »Kleinen Leute« angewiesen ist.   

Eine Ananas wird zum Stein des Anstoßes: Severin, ein Mann am Rande der Gesellschaft, der am Ufer des Silbersees haust, überfällt mit vier Kameraden ein Lebensmittelgeschäft in der nahegelegenen Kleinstadt. Als er sich mit einer gestohlenen Ananas auf die Flucht begibt, wird er vom Landpolizisten Olim angeschossen und überlebt nur knapp. Bei der Untersuchung von Severins wenigen Habseligkeiten findet Olim die Ananas in dessen Rucksack und muss feststellen, wie nichtig der Anlass der Flucht und der Grund seines Schusses waren. Vom schlechten Gewissen geplagt, beschließt er, seine Schuld an Severin wiedergutzumachen. Just in diesem Moment gewinnt er in der Lotterie und kauft ein Schloss, wohin er Severin aus dem Krankenhaus verfrachtet, um ihn in der angenehmen Umgebung gesundzupflegen. Trotz der vielen Wohltaten, die ihm widerfahren, will Severin immer unverzeihlicher denjenigen ermitteln und bestrafen, der ihn angeschossen hat. Als dann noch die adelige Frau von Luber mithilfe ihrer Nichte Fennimore und eines Baron Laur das Gebäude zurück in ihren Besitz bringen will, entpuppt sich Olims Wiedergutmachungsprojekt als Luftschloss. Wut- und Angstbürger versöhnen sich zwar, doch die alten Mächte triumphieren und setzen die beiden kurzerhand vor die Tür. Aber wie bei jedem Märchen nimmt alles einen unwahrscheinlichen und guten Ausgang.

Weill und Kaiser bringen ihr Stück über ein utopisches Wiedergutmachungsprojekt, die Wiederkehr der alten Ordnung und die Hoffnung auf deren Überwindung im Jahre 1933, kurz nachdem die Nazis an die Macht kommen, trotz organisierter nazistischer Störversuche zur erfolgreichen Ringuraufführung in Leipzig, Magdeburg und Erfurt. Kurt Weill hatte nach seiner bedeutenden Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht bei Musiktheaterwerken wie »Die Dreigroschenoper« (1928) und »Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny« (1930) die Arbeitsbeziehung mit dem seinerzeit meistgespielten Dramatiker Georg Kaiser im Jahre 1932 wieder aufgenommen. »Kaiser will mit mir ein musikalisches Volksstück schreiben«, meldet Weill seinem Verlag und fährt fort: »Es soll keineswegs eine Oper werden, sondern ein Zwischengattungsstück.« Auch als Schauspiel-Oper wurde das Stück bezeichnet, was auf die Verbindung von opernhaften Teilen, Chorstücken und großem Orchesterapparat mit gewichtigen Sprechszenen und einer möglichen Besetzung von Opernsänger*innen und Schauspieler*innen hindeutet. Damit ist der »Silbersee« ein spannendes Experiment mit dem Genre Oper und ein wichtiger Innovationsschritt im 20. Jahrhundert, was wir zum Anlass nehmen, das Stück heute als Filmoper bzw. Lichtspieloper zu zeigen. Kurt Weill ist hier auf dem Höhepunkt seiner europäischen Schaffensperiode: Sein Songstil, die Farbenpracht der Instrumentation, die typische Harmonik und treibende Rhythmik verbinden sich mit zeitgenössischer Tanz- und Unterhaltungsmusik, epischem Gestus und symphonischer Meisterschaft.

Am 21. Februar 1933 erfolgt eine »Gemeinschaftserklärung« nationalsozialistischer und völkischer Verbände und Organisationen gegen den »Silbersee«. Anfang März 1933 wurde das Stück an allen drei Uraufführungsbühnen abgesetzt. Kurt Weills Musik verstummte für die folgenden zwölf Jahre in Deutschland, dessen tausendjähriger Winter alles andere als märchenhaft und dem – wie noch bei Heines »Deutschland. Ein Wintermärchen«, das die Silberseeautoren zu ihrem Untertitel inspiriert hatte – kaum mit satirischer Dichtung mehr beizukommen war.

Regisseurin Andrea Moses und ihr Team zeigen den »Silbersee« als zwiespältigen Versuch, eine gespaltene Gesellschaft wieder zusammenzuführen. Hierbei ereignet sich schließlich das »Wunder von Grünheide« – Grünheide bei Berlin, wo der Silbersee liegt, das Stück einst ersonnen wurde und inzwischen eine Gigafabrik für Elektroautos die Herzen höherschlagen lässt. »Der Silbersee« ist eine Koproduktion von Musiktheater- und Schauspielsparte und wird – ganz im Sinne von Kaisers und Weills genreübergreifendem Ansatz – als Verknüpfung von Sprechszenen, musikalischen Nummern und Spielfilmabschnitten inszeniert.

 

Im Rahmen einer verlängerten Einführungsveranstaltung zur Vorstellung am 13.5.2023 findet um 18 Uhr ein »Talk im Elfenbeinturm: UTOPIE« statt. Operndirektorin und Regisseurin Andrea Moses diskutiert mit Expert*innen der Wirklichkeit aus deren Perspektive über Themen der Inszenierung.

 

    

Das Programmheft zur Inszenierung gibt es jetzt auch online.

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»Überzeugend sind in Weimar die Schauspiel-Sängerpersönlichkeiten, die in den eingängigen Balladen, Walzern und Foxtrotts wirkungsvolle Auftritte haben – allesamt Ohrwürmer.«

(Bernhard Doppler, 23.1.2023, MDR KULTUR)

Lesen Sie die ganze Rezension hier >