© Candy Welz
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  • e-werk weimar (Maschinensaal)
  • Premiere 30.09.2021
  • Stückdauer 1 Std. 45 Min.

Hannibal

Schauspiel von Dirk Laucke · Uraufführung

2017 gab sich der Bundeswehroffizier Franco Albrecht als syrischer Geflüchteter aus. Sein Plan, mit der gefälschten Identität in Deutschland Anschläge zu verüben und so rassistische Ressentiments zu schüren, wurde durch seine Festnahme verhindert. Wenig später wird bekannt, dass der Offizier in ein Netzwerk eingebunden war, dessen Gründer sich im Internet Hannibal nennt. In diesem Netzwerk organisieren sich u.a. Soldat*innen, SEK-Beamt*innen, Richter*innen und weitere Mitglieder deutscher Sicherheitsorgane, die sich auf einen sogenannten Tag X vorbereiten, den Zusammenbruch der staatlichen Ordnung in Deutschland. Auch innerhalb der militärischen Spezialeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) wurden in den letzten Jahren mehr und mehr rechtsextreme Vorfälle bekannt, die in Verbindung mit dem Hannibal-Netzwerk stehen. Laut eines Berichts zur Reform der Einheit sind etwa 50 Soldaten des KSK seit 2017 wegen des Verdachts rechtsextremistischer Aktivitäten ins Visier des Militärischen Abschirmdienstes geraten. Davon wurden fünf Soldaten aus der Bundeswehr entlassen, 16 weitere wurden versetzt oder haben das KSK verlassen.

Ausgehend von dem Komplex rechter Netzwerke in den Sicherheitsbehörden überschreibt der Dramatiker Dirk Laucke den Roman »Ein Kind unserer Zeit« von Ödön von Horváth aus dem Jahr 1938. Darin wird die Entwicklung eines jungen Mannes geschildert, der sich, enttäuscht von seiner Familie und voller Neid auf das Glück anderer, der völkisch-rassistischen Ideologie der Nationalsozialisten verschreibt. Im Zentrum von Lauckes Text steht Rico, selbst KSK-Soldat, der sich im Glauben, »Großes« für sein Land zu leisten, in rechtsextremistische Verschwörungsmythen verrennt. Dass in der Truppe die soziale Herkunft keine Rolle spielt, dass jeder nur nach seiner Leistung beurteilt wird, ist dem jungen Mann wichtig. Für ihn bedeutet die Karriere in der Bundeswehr den Schritt raus aus dem Milieu seiner Eltern und zugleich einen sinnstiftenden Dienst am Vaterland. Unterdessen stellt sich heraus, dass innerhalb der Einheit Gedankengut kursiert, das von der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, auf die die Soldaten einen Eid geschworen haben, deutlich abweicht. Allen voran glaubt Hauptfeldwebel Schmitt an einen bevorstehenden Bürgerkrieg, an eine »Invasion der Ölaugen«, wie er sagt und dass man sich auf den Moment vorbereiten müsse, die Geschicke des Landes selbst in die Hand zu nehmen. Rico scheint endlich seinen Platz gefunden zu haben.

Der Regisseur Sebastian Martin setzte sich bereits in seiner Überschreibung von Kleists »Michael Kohlhaas« am DNT mit der Gefahr durch Rechtsextremismus auseinander. Die Beschäftigung mit diesem Themenkomplex führt er mit der Uraufführung von Dirk Lauckes »Hannibal« nun fort. Mit dem Dramatiker, dessen Monolog »Ich liebe dir« hier in der Spielzeit 2020/2021 uraufgeführt wurde, verbindet das DNT eine kontinuierliche Zusammenarbeit.

»Hannibal« wird im Rahmen einer Doppelpremiere am Theater Freiburg von Bojana Lazić zur Aufführung gebracht.

 

Die Inszenierung war Teil des dezentralen und interdisziplinären Theaterprojekts »Kein Schlussstrich!«, in dessen Rahmen die Taten und Hintergründe des NSU künstlerisch thematisiert wurden. Beteiligt waren neben dem DNT WEIMAR zahlreiche Partner in fünfzehn Städten.
https://kein-schlussstrich.de
https://www.facebook.com/keinschlussstrich

 

Hier lesen Sie ein Interview mit Dirk Laucke zu seinem Stück »Hannibal«.

 

 

 

ℹ️ Gleich vier Projekte der Spielzeit 2021/2022 widmen sich miteinander verwobenen Themenkomplexen der jüngeren und jüngsten deutschen Geschichte, die gleichzeitig auf internationale Kontexte verweisen: »438 Tage NSU-Prozess« (Premiere: 25.8.2021), »Plattenbauten – Inseln der Gegenwart« (Premiere: 10.9.2021), »Hannibal« (Premiere: 30.9.2021) und »Treuhandkriegspanorama« (Premiere: 20.1.2022)

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»Ein spannender politischer Theaterabend. […] Knapp zwei Stunden, die man nicht gemütlich zurückgelehnt, sondern auf der Stuhlkante verbringt. Die auf der Bühne gehen aufs Ganze, rutschen aber nie ins Klischee ab. […] Laucke verurteilt oder wertet nicht, er seziert und analysiert. Ohne jegliche Voreingenommenheit und Parteinahme. Er zeigt das Leben, wie es ist. Das tut gut.«

(Wolfgang Schilling, MDR Kultur)

Lesen Sie hier die ganze Rezension

 

»Das ist, dicht und beklemmend gespielt […] – und stellt natürlich den Krieg an den Pranger. Aber auch die Frage, wie wir mit denen umgehen, die wir in den Krieg schicken und die das Glück haben, lebend zurückzukommen. Vor dem langen Applaus mussten die Zuschauer erst mal Luft holen.«

(Ute Grundmann, Die Deutsche Bühne) 

Lesen Sie hier die ganze Rezension